Immer mehr Unternehmen stehen in den Startlöchern für die Migration zu S/4HANA.
Ein Teil dieser großen Systemumstellung ist die Custom Code Migration, oder auf Deutsch: die Überführung der Eigenentwicklungen in die S/4 Welt.
Da kommen einem direkt einige Fragen in den Sinn:
- Warum muss ich das machen?
- Was genau bedeutet das?
- Welche Programmteile sind betroffen und wie finde ich diese?
Ich freue mich darauf, diesen Fragen in diesem Blog nachzugehen! Du bist hier also genau richtig als Programmierer oder als Projektmitglied einer S/4 Migration.
Hintergrund zur Custom Code Migration:
Im Verlaufe einer Systemmigration zu einem S/4 System müssen wir auch die Eigenentwicklungen überführen. Woran liegt es, dass der Code nicht einfach übernommen werden kann? Und warum stellt die SAP keine Abwärtskompatibilität her?
Hierfür schauen wir uns zunächst folgendes Bild an:

Auf der linken Seite sehen wir ein reguläres R/3-System. Unser Custom Code greift auf Tabellen, Datentypen, Standard-Reports oder Bausteine zu. Nach der Migration zu S/4 (rechte Seite des Bildes) bestehen diese aber teilweise nicht mehr (wurden durch effizientere ersetzt), wurden verändert oder sind an anderer Stelle zu finden.
Genau das ist der Grund, weshalb wir die Custom Code Migration benötigen.
Nützliche Informationen vorab:
Einige spannenden Informationen möchte ich an dieser Stelle zusammenfassen:
- Kein S/4HANA ohne Custom Code Migration möglich (wenn es Eigenentwicklungen gibt).
- Die SAP stellt eine “Simplification-Database” (SD) pro S/4 HANA Version zur Verfügung. Diese listet auf, welche Änderungen es zwischen den Systemen gibt. (Die aktuelle Version gibt es hier.)
- Mit dem ABAP Test Cockpit (ATC) stellt die SAP ein mächtiges Tool zur Verfügung, dass auch für die Überführung der Eigenentwicklungen hilfreich ist.
- Durch die Anpassungen des Codes können deutliche Performance Verbesserungen erreicht werden (besonders durch kluge Nutzung der HANA Datenbank).
ABAP Test Cockpit (ATC) für die Custom Code Migration
Das ATC ist ein sehr hilfreiches Tool bei der Überführung der ABAP-Entwicklungen. Gefüttert mit der erwähnten Simplification-Database durchforstet der ATC einen spezifizierbaren Code-Bereich und findet automatisiert verbesserungsbedürftige Codezeilen.
Über die Transaktion “ATC” (mind. Releasestand SAP_BASIS 7.51) wird das ABAP Test Cockpit aufgerufen und sieht dann wie folgt aus:

Hier können wir unter anderem Testläufe einplanen, Ergebnisse betrachten oder verschiedene Testverfahren einstellen. In der Regel dauert ein Testlauf mehrere Stunden und sollte deshalb gut vorbereitet sein. Ein besonders wichtiger Punkt ist dabei die Konfiguration des ATC. Hierzu werden hier in Kürze noch weiter Infos veröffentlichen- bleib dran :-).
Das Ergebnis des ATC ist eine Auflistung der Code-Fundstellen, die angepasst werden müssen.
Wirklich toll an dem ATC ist, dass dieser auf einem alleinstehenden System betrieben werden kann. Das hat drei entscheidende Vorteile:
- Die zu testenden Systeme müssen nicht den Releasestand 7.51 erreichen
- Nur auf einem System muss der ATC installiert und konfiguriert werden
- Wir erhalten eine sehr präzise Übersicht für alle zu testenden Systeme in dem zentralen Check-System.
Dies wird in der folgenden Grafik deutlicher:

Abweichend zu der Grafik ist es bereits ab der SAP_BASIS-Version 7.51 möglich das ABAP Test Cockpit zu nutzen. Wenn das geschehen ist, haben wir die Möglichkeit über RFC-Verbindungen alle betreffenden Systeme anzuschließen. Damit sind wir befähigt die Custom Code Analyse auf allen angeschlossenen Systemen per Remote durchzuführen.
Damit haben wir nun einen Überblick zur Vorbereitung der Custom Code Migration für SAP S/4HANA erhalten.
Im Teil 2 werde ich detaillierter auf die praktische Anwendung des ATCs, die Fundstellenliste im Checksystem, die Navigation zum Target-System und Beispiele für die Codeanpassungen eingehen – es bleibt spannend!
Empfohlene ergänzende Hinweise gibt es hier!
Blog-Artikel der SAP: “SAP S/4HANA System Conversion – Custom code adaptation process”
SAP Note: “SAP S/4HANA: Empfehlungen zur Anpassung von benutzerdefiniertem Quelltext”
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Ein Kommentar zu “Custom Code Migration für SAP S/4HANA – Teil 1”