ABAP Call Monitor – S/4HANA Migration

Wenn ihr eine Migration von einem R/3 auf ein S/4HANA System vornehmen wollt, ist es unumgänglich den Custom Code (kundeneigene Entwicklungen, Z-Transaktionen) anzupassen. Diese Anpassungen sind z.T. sehr umfangreich, da sämtlicher Custom Code auf die S/4 Umgebung und die HANA-Datenbank angepasst werden muss. Damit ihr den Aufwand hierfür möglichst gering halten könnt, empfiehlt die SAP obsoleten Code mit dem ABAP Call Monitor zu identifizieren und diesen zu löschen.

S/4HANA Migration Prozess und Tools

Die SAP stellt für den S/4HANA Migration Prozess und die Custom Code Migration verschiedene Tools für die jeweiligen Phasen zur Verfügung:

Das wichtigste Tool für euch ist das ABAB Test Cockpit (Transaktion ATC). Hier könnt ihr eure eigenen Entwicklungen auf S/4HANA Kompatibilität überprüfen. Wenn ihr dazu mehr wissen wollt, schaut doch einfach einmal hier vorbei:

https://developers4sap.blog/custom-code-migration-fuer-sap-s-4hana-teil-1/

Aus eigenen Erfahrungen kann ich euch berichten, dass nach dem Durchführen der statischen Checks (ATC) eine Menge Arbeit auf euch wartet. Mehr als 50.000 Findings sind hier keine Seltenheit und jedes dieser Findings braucht Zeit, um bearbeitet zu werden. Wenn ihr euch nun die Arbeit vereinfachen wollt, empfiehlt die SAP, obsoleten Code zu identifizieren und diesen ggf. zu löschen.

Was ist obsoleter Code?

Jeder von euch kennt es. Ständig entwickelt ihr neue Transaktionen und Programme, damit das SAP-System auch tatsächlich zu euren Prozessen passt. Das ist natürlich auch genau richtig so, hat jedoch zur Folge, dass schleichend immer mehr Custom Code entsteht, der nicht mehr verwendet wird. Dieser Code wird als “obsolet” oder “verwaist” bezeichnet (im englischen “orphaned”).

Ihr werdet mit großer Wahrscheinlichkeit ganze Programme oder Transaktionen haben, die nicht mehr verwendet werden. Aber auch Codeabschnitte oder einzelne Anweisungen, die niemals angesprochen werden, werden in eurem Code zu finden sein.

Wenn ihr jetzt umgehen wollt, dass dieser obsolete Code mühsam für eine S/4HANA Migration angepasst wird, so empfiehlt es sich diesen zu identifizieren und ggf. zu löschen. Hierfür zeige ich euch nun das richtige Werkzeug, den ABAP Call Monitor.

ABAP Call Monitor (SCMON)

Der ABAP Call Monitor ist verfügbar ab SAP NetWeaver Application Server (AS) ABAP 7.40 SP 14 oder kann per ST-PI-add-on eingespielt werden (funktioniert ab 7.00).

Zum Aufrufen des ABAP Call Monitors, nutzt ihr einfach die Transaktion SCMON. Die Oberfläche des ABAP Call Monitors sieht in etwa wie folgt aus:

Damit ihr nun die Aufrufe von euren Programmen, Programmteilen und Objekten aufzählen könnt, müsst ihr einfach nur den ABAP Call Monitor aktivieren und im Hintergrund laufen lassen. Die SAP empfiehlt euch diesen mindestens ein Jahr lang in eurem produktiven System laufen zu lassen, denn so habt ihr die Sicherheit auch saisonal genutzte Funktionen in eure Analyse mit aufzunehmen. Wenn ihr jedoch die Möglichkeit habt den ABAP Call Monitor noch länger aufzeichnen zu lassen, dann solltet ihr auch das in Betracht ziehen. Denn je länger ihr aufzeichnet, welche Objekte genutzt werden und welche nicht, desto verlässlicher sind natürlich die Analysen dazu.

Das Ergebnis des ABAP Call Monitors sieht beispielhaft wie folgt aus:

Ihr seht einen Ausschnitt einer Liste mit allen aufgerufenen Objekten. Hierzu gehören z.B. Funktionsbausteine, Klassen und Transaktionen. Ihr könnt erkennen auf welchem Pfad diese aufgerufen wurden und wie häufig die Aufrufe stattgefunden haben. Dies gilt natürlich nur für die Aufrufe während der Aufzeichnung des ABAP Call Monitors. Die Ergebnisse könnt ihr auch per Dateidownload oder RFC-Call abrufen, sodass ihr die Daten bspw. auch per Excel ausgewerten könnt.

Ihr solltet mit den Ergebnissen folgendermaßen vorgehen:

  • Alle Objekte, die während der Laufzeit des ABAP Call Monitors nicht aufgerufen werden, gehören zum obsoleten Code. Ihr solltet wenn möglich obsoleten Code entfernen.
  • Alle Objekte, die nur sehr wenig aufgerufen werden, können obsoleter Code sein. Ihr solltet die Objekte nochmals überprüfen und wenn möglich entfernen.

Zusammenfassung

  • Kundeneigener Code verursacht viel Arbeit bei einer S/4HANA Migration.
  • Daher ist es sinnvoll, obsoleten Code zu identifizieren und diesen ggf. zu löschen.
  • Das Tool hierfür ist der ABAP Call Monitor (Transaktion SCMON).
  • Ihr solltet zumindest ein Jahr lang im produktiven System aufzeichnen.
  • Ihr könnt die Daten direkt in SAP auswerten oder per Dateidownload abrufen.

Für weitere Informationen schaut doch einfach mal im SAP Help Portal vorbei:

https://help.sap.com/viewer/ba879a6e2ea04d9bb94c7ccd7cdac446/202009.000/de-DE/ca200f7002394c809d90873e19e5ac84.html

Nun wünsche ich euch erstmal fröhliches Ausprobieren und Aufzeichnen.

Wenn ihr noch irgendwelche Fragen oder Anregungen habt, dann nutzt doch einfach die Kommentarfunktion oder schreibt mir direkt via Mail: paul.holst@cgi.com

Über den Autor

Paul Holst

Liebe SAP'ler, Ich bin Paul, studierter Wirtschaftsingenieur und arbeite bei CGI als SAP-Consultant. Falls ihr irgendwelche Fragen oder Anregungen habt, dann freue ich mich über eure Kommentare. :-)

Ein Kommentar zu “ABAP Call Monitor – S/4HANA Migration”

  • Guten Tag Paul,

    muss man SCMON nur in PROD System aktivieren oder auch in DEV und QAS Systemen ?

    Kann man zu SCMON auch parallel ein Central check System laufen lassen ?

    Was ist besser Central Check System, SCMON oder Solution Manger Custom Code Check ?

    Vielen Dank

    Grüss
    Micha

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